Studie zu Doping in der DDR :
„Im Maschinenraum der Diktatur“

Lesezeit: 9 Min.
Damals in der DDR: Hammer, Zirkel und Ährenkranz auf den Rängen des Turn- und Sportfestes 1987 in Leipzig
Die Historikerin Jutta Braun spricht im Interview über die Gewalt im Dopingsystem der DDR, die schweren Folgeschäden der Betroffenen und die „groteske“ Gleichsetzung der Manipulation hüben wie drüben.
Haben Sie die Ergebnisse der Untersuchung von Gerichtsakten zum Doping in der DDR überrascht, die Sie Ende des Jahres zusammen mit Ihrem Kollegen René Wiese veröffentlichen wollen?

Nein. Wir wussten, dass die Gerichtsakten sehr inhaltsreich sind. Sie zeigen noch viel deutlicher und valider, was geschehen ist, weil sie so nah zu DDR-Zeiten entstanden. Sie bieten einen sehr authentischen Einblick in den Maschinenraum der Diktatur. Das Neue ist in gewisser Hinsicht die Per­spektive vieler Sportler. Aber in den Gerichtsakten lässt sich auch nachlesen, was Ärzte, Trainer, Funktionäre im Einzelnen zu ihrem Tun gesagt haben. Wenn man beschreiben will, wie ein System funktioniert hat, muss man auch auf die Seite der Täterinnen und Täter schauen, auf ihr Denken und ihre Wertmaßstäbe, auf die Art und Weise, wie sie ihr Handeln im Nachhinein gedeutet haben.

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